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liesl raff


clinch

Der Clinch, oder die Umarmung wird strategisch genutzt, um Schläge zu unterbinden, das Gegenüber zu ermüden und zu frustrieren. Im Grenzgang zwischen Zärtlichkeit und Aggression tritt in diesem gewaltlosen Moment der Umklammerung die Sinnlichkeit des Ringens zutage. Wie im Rückzug der Erschöpfung nach dem Clinch im Ausstellungsraum, stehen die Latexobjekte schwitzend an den gegenüberliegenden Seiten, um sich auf ihren stählernen Beinen auszuruhen. Die geölten Häute bilden eine organische Klammer um die Besucher:innen und laden zur Berührung ein. Sie triefen kalte kleine Pfützen zu Boden, als wären sie nervös. 

Das kontaktfreudige Material Latex wird in Form von Milchsaft aus dem Kautschukbaum gewonnen und fließt zunächst in flüssigem Zustand nach allen Seiten in kleinste Poren und Ritzen. Daraus ergibt sich eine stabile und dehnbare Substanz in Negativform der Berührungsflächen. Auf Tanzboden gegossen, nimmt der Milchsaft feine Unreinheiten, Staub sowie Seile, die später als Aufhängung dienen, in sich auf. Im Anschluss an die Metamorphose zu strapazierfähigen und flexiblen Lappen werden diese abgezogen und wie transparente Banner mit den Seilen auf Stangen montiert. Zwischen den Bannern, die ohne Münder zu sprechen scheinen, wird der Blick von einer Seite zur anderen gelenkt und die Besucher:innen scheinen sich selbst im Clinch wiederzufinden.

Text: Luka Jana Berchtold

Pressetext, Foto 1, Foto 2, Foto 3

© Fotos: Christa Engstler

Liesl Raff ist 1979 in Stuttgart geboren und studierte von 2003-2008 Bühnenbild an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz sowie von 2007-2012 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse für Performative Kunst und Bildhauerei. Sie hatte bereits zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen u.a. in in Berlin, Göteborg, Hamburg, Kopenhagen, Leipzig, Lissabon, Los Angeles, Meran, New York, Paris, St. Gallen oder Wien. Derzeit unterrichtet sie an der Universität für angewandte Kunst Wien am Institut für Bildende und Mediale Kunst. 

Eröffnung:
Donnerstag, 14.09.2023, 20 Uhr

Ausstellungsdauer:
15.09.-29.10.2023

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag,
Sonn- und Feiertag
von 15-18 Uhr

Kuratierende Künstlerin: Luka Jana Berchtold

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