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melanie ebenhoch


Dream Houses

Der Kamin bildet folkloristisch das Rückgrat des Hauses und stellt die Verbindung zwischen Himmel und Erde dar. Mythologische Figuren wie der Hausgnom oder Santa Claus nutzen ihn als Schacht in die privaten Wohnzimmer Amerikas. Melanie Ebenhochs Arbeit „Cinderellas Bedroom“ weckt die Illusion, sich im Inneren einer mit Linsen ausgekleideten Feuerstelle des Kamins zu befinden, wobei die Betrachter:innen körperlich geschrumpft eine voyeuristische Rolle mit Blick in Aschenputtels Schlafzimmer einnehmen. Aschenputtel, das einst von der Schwiegermutter zum Sortieren von Linsen aus der Asche verbannt wurde, scheint sich mit ihrem Schlafgemach den American Dream erfüllt zu haben. Dessen pompöse Einrichtung erinnert an Bühnenbilder aus Filmen mit Berühmtheiten wie Marilyn Monroe oder an private Wohnhäuser von Hollywood-Stars. 

Die Architekturstile Maditerranean Style oder Spanisch Revival, die in Anlehnung an europäische Palazzi mit märchenhafter Überhöhung entstanden sind, erfreuten sich ab dem beginnenden 20. Jahrhunderts unter den Wohlhabenden Kaliforniens großer Beliebtheit. „Holmbly Hills“ bezeichnet eine Gegend in Los Angeles, die von solchen Villen übersäht ist und zugleich titelgebend für eine Arbeit aus Keramik, Acrylharz, Styrodur und Holz ist. Ähnlich einer Attrappe für ein Filmset versucht der untere Teil von „Holmbly Hills“ etwas darzustellen, was er nicht ist, während der obere Teil an ein Architekturmodell denken lässt und die Betrachter:innen, einer körperlichen Dehnung gleich, aus dem Inneren des Kamins („Cinderellas Bedroom“) aus dem Haus hinaus zoomt. So auch beim Keramikhaus der Arbeit „Psycho auf Katzenkratzbaum“, das durch den Titel Assoziationen zum Hitchcock Film „Psycho“ weckt, eigentlich aber einer österreichischen Villa nachempfunden ist. Melanie Ebenhochs großes Interesse an der Kulisse und dem Melodrama zieht sich gleich der titelgebenden Keramikserie „Dream Houses“ durch die gesamte Ausstellung. Deren Formen sind sowohl dem Art Deco als auch den Rundungen blonder Stars und Märchenfiguren nachempfunden – das Material zerbrechlich wie der American Dream.

Text: Luka Jana Berchtold

Pressetext, Foto 1, Foto 2, Foto 3, Foto 4

© Fotos: Christa Engstler

Melanie Ebenhoch (*1985 in Feldkirch) studierte an der Universität für angewandte Kunst Wien, am Sandberg Institut in Amsterdam und an der Hogeschool voor de Kunsten Utrecht. Ihre Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in der Galerie Eva Presenhuber und Blue Velvet Projects (Zürich), Nosbaum Reding (Luxemburg), in der Kunsthalle Bratislava, im Belvedere 21 und in der Kunsthalle Wien, Hester (New York) und Union Pacific (London) gezeigt. Für das Jahr 2022 erhielt sie das MAK Schindler Stipendium in Los Angeles.

Eröffnung:
Donnerstag, 23.11.2023, 20 Uhr

Ausstellungsdauer:
24.11.-30.12.2023

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag,
Sonn- und Feiertag
von 15-18 Uhr

Kuratierende Künstlerin: Luka Jana Berchtold

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