Cool Machines
„Angetrieben von einem Wirtschaftssystem, das jedes Individuum auf der Grundlage seiner Produktivität bewertet, stehen Menschen und Maschinen in Konkurrenz zueinander. In dem Bemühen, sich zu verbessern, um relevant zu bleiben und der Gesellschaft, der sie angehören, zu nutzen, befinden sie sich in einem ständigen Modus der Selbstausbeutung. Sie arbeiten, weil sie können, und nicht, weil sie müssen. Doch aufgrund einer Anomalie verlässt ein Roboter die Fließbänder, um eine müßige und selbstbestimmte Existenz zu erkunden. Die Kurzfilmserie folgt einem Gespräch zwischen einem menschlichen Arbeiter und einem funktionsunfähigen Roboter, während sie über ungesunde Produktionsbedingungen und ihr eigenes Verhältnis zu Arbeit und Zeit diskutieren.“
So beschriebt das Künstlerinnenduo T(n)C ihre Videoarbeit „Retraining Laziness“, die sich aus vier Videos in trashiger Science-Fiction-Ästhetik zusammensetzt. Gleich einem Wartezimmer laufen die Videos auf zwei Monitoren in der Ecke des Raumes. Wie eine Insel, lädt daneben eine mit sandfarbenem Stoff überzogene Installation aus Bühnenelementen, zum Sitzen ein. Inseln, die auch in den 3D-Animationen auftauchen und Menschen und Maschinen durch dystopische Sphären schweben lassen. Es entsteht eine Verbindung zwischen der morphosen digitalen Welt und der physischen Realität und eröffnet die Möglichkeit sich in den Videos wiederzuerkennen.
Im Raum verteilt, blitzen immer wieder kleine Objekte aus Salzteig auf. Diese dienen den Künstlerinnen als Modelle für die Konstruktion digitaler 3D-Skulpturen, aus denen sie Welten erschaffen, die analog kaum denkbar wären. Durch den Scan und die Übersetzung ins Digitale entstehen Artefakte, ähnlich den Übersetzungsfehlern der Sprache. Neue Bedeutungen und Formen wachsen. Auch die Serie „Under the Walnut Tree“ ist von Deformation gezeichnet. Monobloc-Stühle, die als meistproduzierte Stühle der Welt gelten und in Gärten sowie an Stränden weit verbreitet sind, zerschmelzen. Das verwesende Paradies wird zusätzlich in der Serie „Days (light box)” veranschaulicht, welche T(n)C folgendermaßen beschreibt: „Die Serie beleuchtet die ambivalente Beziehung, die die Gesellschaft zu pittoresken Plätzen auf diesem Planeten entwickelt hat. Die überzeichneten Bilder spiegeln sowohl die Faszination für eindrucksvolle Landschaften als auch die Auswirkungen dieser Besessenheit auf sie wider.“
Text: Luka Jana Berchtold
© Fotos: Matthias Guido Braudisch
© Videostills: T(n)C