27.10.2023: KONZERT #2 - 20.00 Uhr
NIKEL Brian Archinal, Yaron Deutsch, Antoine Francoise, Patrick Stadler
Sarah Nemtsov
Sh’ vira (2020) für Sopransaxophon, E-Gitarre, Keyboard und Drumset
Teil II der Tetralogie “Tzimtzum” (2020 - 2023)
Lorenzo Troiani
Marea dentro (2023), UA für Tenorsaxofon, E-Gitarre, Klavier und Schlagzeug
Auftragswerk der BTzM
PAUSE
Ensemble NIKEL und Noa Frenkel
Rebecca Saunders
Us Dead Talk Love (2021), ÖEA für Stimme, Saxofon, E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug
Text: Ed Atkins
Ensemble Nikel Mit seiner außergewöhnlichen Besetzung verbinden sich im Ensemble Nikel Tradition und Moderne. Elektronische und akustische Klänge prägen seinen charakteristischen „Sound“. Das Quartett ist ständig auf der Suche nach neuen musikalischen Ideen. Das Repertoire des Ensembles besteht ausschließlich aus Auftragswerken, die für Nikel geschrieben wurden. Gegründet 2006, ist Nikel regelmäßig zu Gast bei den bekanntesten europäischen Festivals für zeitgenössischen Musik, darunter die Donaueschinger Musiktage, Wien Modern, die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt, dem Warschauer Herbst und auch bei den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik, bei denen sie schon im Jahr … aufgetreten sind.
Noa Frenkel Die in Israel geborene Altistin Noa Frenkel ist eine äußerst wandlungsfähige Künstlerin, die in Werken aller Epochen zu Hause ist, sich aber insbesondere in der zeitgenössischen Musik einen Namen gemacht hat. Zahlreiche Komponist:innen haben eigens für sie geschrieben, so etwa auch Rebecca Saunders, deren Komposition Us Dead Talk Love 2021 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt wurde. Sie ist Gast bei den bedeutendsten Festivals (Salzburger Festspiele, Kunstfest Weimar, Ruhrtriennale, Lucerne Festival, Festival d´Automne Paris, Wiener Festwochen), und sie singt auf den bekanntesten Opern- und Konzertbühnen (Deutsche Oper Berlin, Wiener Konzerthaus, an der Scala, am Frankfurt LAB).
Sarah Nemtsov geboren 1980 in Oldenburg, studierte Komposition und Oboe an der Hochschule für Musik und Theater Hannover; nach ihrem Diplom-Abschluss in beiden Fächern wurde sie Meisterschülerin bei Walter Zimmermann an der Universität der Künste Berlin. Seit 2022 ist sie Professorin für Komposition an der Universität Mozarteum in Salzburg. Als „wildwuchernde Inspiration“ beschrieb der Deutschlandfunk die Arbeitsweise von Sarah Nemtsov, die in ihrer eigenwilligen Musiksprach Einflüsse von der Renaissance- und Barockmusik mit Jazz, Rock und elektronischer Musik verbindet. Die Intensität ihrer Musik verdankt sich auch außermusikalischen Einflüssen: In vielen ihrer Kompositionen bezieht sie sich auf literarische Texte von Paul Celan, Walter Benjamin, Virginia Woolf, Emily Dickinson, W. G. Sebald u.a. Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Musik ist das Ausloten der Grenze zwischen Konzert und Musiktheater.
Sarah Nemtsov hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen gewonnen und wird bei den großen internationalen Festivals aufgeführt: den Donaueschinger Musiktagen, den Internationalen Sommerkursen für Neue Musik Darmstadt, der Münchner Biennal, Wien modern, den Bregenzer Festspielen u.v.a.m. Sie schrieb auch zahlreiche Bühnenwerke: 2006 wurde ihre Kammeroper Herzland in Hannover uraufgeführt, 2012 L´Absence bei der Biennale München, 2017 hatte Sacri0ice am Theater Halle Premiere und im Mai 2023 wurde die Oper Ophelia am Saarländischen Staatstheater uraufgeführt. Zurzeit arbeitet Sarah Nemtsov an einer weiteren Oper – Wir (nach Jewgeni Samjatin) – die Uraufführung ist 2026 an der Oper Dortmund geplant.
Lorenzo Troiani geboren 1989 in Rom, studierte Komposition und Philosophie und besuchte Kurse und Meisterklassen namhafter Komponisten und Musiker, die ihm dabei halfen, seinen persönlichen Zugang zu finden und einen eigenen Stil zu entwickeln. Die Poesie von Paul Celan und Francis Ponge, die Arbeiten von Paul Klee und Jannis Kounellis, die Philosophie von Jacques Derrida und Jean-Luc Nancy sind für seine Musik von zentraler Bedeutung. Troianis Werke wurden weltweit von verschiedenen Ensembles aufgeführt, darunter Quatuor Diotima, Neue Vocalsolisten, Klangforum Wien, Quartetto Prometeo, mdi ensemble, Quatuor Tana, Curious Chamber Players u.a.m. Sein Interesse für Philosophie, sowie für Literatur und andere künstlerische Ausdrucksformen, hat dazu geführt, dass die Werke aus diesen Bereichen seinen Kompositionsstil stark geprägt haben; vor allem in Bezug auf ästhetische Aspekte. Und das in stärkerem Maße als es die Begegnung mit den Komponistinnen und Komponisten, denen er zahlreiche Anregungen verdankt, getan hat: Salvatore Sciarrino, Beat Furrer, Clemens Gadenstätter, Chaya Czernowin, Brian Ferneyhough oder Dmitrij Kourliandski [… ] Österreichischer Rundfunk (ORF) – Ö1: Lorenzo Troiani (Josef Kerstinger, 2018), abgerufen am 19.04.2022 [https://oe1.orf.at/artikel/654160/Lorenzo-Troiani ]
Meine Musik funktioniert wie ein Vergrößerungsglas. Mir geht es darum, ein Ereignis zu kristallisieren, näher heranzukommen, um auch mikroskopisch kleine Beziehungen zu sehen. Aufmerksam zu sein. Allmählich gelingt es, auf eine andere Art und Weise zu hören und bisher verborgene Bewegungen und Schwingungen zu entdecken [… ] mica-Musikmagazin: Ich suche in jedem akustischen Phänomen nach dem Leben – Lorenzo Troiani im mica-Interview (Ruth Ranacher, 2017)
Rebecca Saunders geboren 1967 in London, studierte Violine und Komposition an der Universität Edinburgh, danach studierte sie an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm, 1997 promovierte sie im Fach Komposition bei Nigel Osborne. Die Britin Rebecca Saunders ist eine der führenden internationalen Komponistinnen ihrer Generation. Im Fokus von Rebecca Saunders‘ Werk liegen die plastischen und räumlichen Eigenschaften von organisierten Klängen sowie kollaboratives Arbeiten im Dialog mit verschiedenen Musikern und Künstlern. Ihre Musik wird von renommierten Ensembles, Solisten und Orchestern gespielt, darunter Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien, Ensemble Modern, Arditti Quartett, Ensemble Resonanz und die Sinfonieorchester von SWR, WDR und BBC. Für ihre Kompositionen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Ernst von Siemens Musikpreis 2019, den Happy New Ears-Preis 2015, den Paul-Hindemith-Preis, den Mauricio-Kagel-Musikpreis, sowie mehrere Royal Philharmonic Society und BASCA British Composer Awards. Sie unterrichtet bei den Darmstädter Ferienkursen. Sie ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.
A Primer for Cadavers von Ed Atkins ist eine berauschende, virtuose Beschäftigung mit dem Körper, mit Fleisch, mit Vergänglichkeit und Fluidität. Ein Bewusstseinsstrom, der manchmal spürbar, nah, intim und beängstigend präsent ist, und dann wird der Leser in seine drängenden, dichten, schwindelerregenden Tiefen geworfen – eine atemlose Sinnlichkeit, die sowohl verlockend als auch schockierend ist. Die Auseinandersetzung mit diesem Text bildete die Grundlage für das Stück, das der außergewöhnlichen Stimme von Noa Frenkel und den Musikern des Nikel Ensembles gewidmet ist.
Die Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik werden von der Ernst von Siemens Musikstiftung unterstützt.